Stellschrauben für ein bewusstes Miteinander

Was könnten Stellschrauben sein, die Potenziale wie Identifikation, Sorge zum Ort und nachbarschaftliches Engagement beeinflussen und aktivieren können? Aus den Beobachtungen bei unseren Siedlungsbesuchen, aber auch aus der Metron-Erfahrung interdisziplinärer Planung auf verschiedenen Flughöhen formulieren wir Handlungsansätze. Sie richten sich in erster Linie an Gemeinden, Bauträger und Planerinnen, die in den frühen Phasen Weichen stellen können.

Synergien

Die Möglichkeiten

Nachbarschaften bieten zahlreiche Möglichkeiten, Ressourcen und Kräfte zu bündeln und dadurch den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner zu vereinfachen. Angefangen bei einfachen gegenseitigen Hilfeleistungen, über siedlungsspezifische Aufgaben (Beitrag zur Selbstorganisation) bis hin zum «Sharing», dem Teilen von Gegenständen oder Räumlichkeiten.

Der Flächenhaushalt

«Suffiziente Nachbarschaften» gehen sparsam mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen Raum und Fläche um. Gemeinschaftlich genutzte Räume reduzieren den Flächenverbrauch pro Person und machen das Zusammenleben haushälterischer. Passende synergetische Nutzungen in den Erdgeschossen wiederum bieten Mehrwerte für die ganze Nachbarschaft und das umliegende Quartier (z.B. Quartierladen).

Die Mithilfe

Aufgaben in der Nachbarschaft zu übernehmen, kann sinnstiftend sein. Eine «Caring Community» setzt beispielsweise auf Nachbarschaftshilfe für ältere Personen mit Unterstützungsbedarf oder Kinderbetreuung für Alleinerziehende und Familien. Nachbarschaftshilfe zeigt sich in alltäglichen Hilfeleistungen wie im Einkaufen für andere, im Kinderhüten, Füttern von Haustieren oder Entgegennehmen von Paketen. Aufgaben können aber auch siedlungsspezifisch im Sinne der Selbstverwaltung sein. Dazu gehören beispielsweise die Aufsicht über Gemeinschaftsgärten oder einfache Abwartstätigkeiten.

Wer kann auf welcher Ebene was beeinflussen?

Die folgenden Handlungsansätze zeigen anhand von Beispielen, wie Synergienutzung Nachbarschaft fördert.

Bewohnerinnen und Bewohner miteinander vernetzen

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Nachbarschaftliche Hilfeleistungen basieren auf dem Engagement der Bewohnerschaft. Einfacher wird es, wenn sich die Bewohnerinnen und Bewohner gegenseitig kennen oder in geeigneter Form miteinander vernetzt sind. Eine Trägerschaft kann dies mit klassischen Elementen wie einem «Schwarzen Brett» oder mit digitalen Kommunikationskanälen (Nachbarschafts-App etc.) unterstützen.
Schwarzes Brett, Umnutzung Chocolat-Fabrik, Aarau, 1989/2009
Beispiel Nachbarschaftshilfe Giesserei Winterthur

Voraussetzungen für «Sharing» schaffen

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
«Sharing» bedingt, dass die dazu erforderliche Infrastruktur vorhanden ist. Das heisst, es müssen Räumlichkeiten, Werkzeug und/oder Fahrzeuge sowie ein geeigneter Kommunikationskanal (bspw. Reservationskalender) zur Verfügung stehen. So kann nicht nur der Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner vereinfacht, sondern auch zusätzliche Standortqualität geschaffen werden.
Werkstatt, Umnutzung Aktienmühle, Basel, 2016
Gemeinschaftsgärten Siedlung Futura, Schlieren, 2014

Erdgeschossnutzungen konzipieren und Synergie herstellen

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Öffentliche/gemeinschaftliche (z.B. Gemeinschaftsraum, Vereinslokal) oder kundenorientierte (z.B. Quartierladen, Kiosk, Veloladen) Erdgeschossnutzungen nehmen im Idealfall bestehende Nachfragen im direkten Umfeld auf und schaffen Synergien. An den richtigen Stellen angeordnet, enstehen Anknüpfungspunkte und Orte der Öffentlichkeit, die über das Quartier hinaus wirken.
Erdgeschossnutzungen, Studienauftrag Stadtraumkonzept HGZZ, Zürich, 2017
Quartierladen POT, Birmensdorferstrasse Zürich